• 03. Januar 2025

WEG: Zum Herstellungsanspruch bei steckengebliebenem Bau

Bundesgerichtshof klärt Voraussetzungen und Grenzen des Anspruchs auf erstmalige Errichtung des Gemeinschaftseigentums

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat mit Urteil vom 20.12.2024 – V ZR 243/23  entschieden, dass Wohnungseigentümer grundsätzlich einen Anspruch auf die plangerechte Errichtung des Gemeinschaftseigentums haben, auch wenn der Bau steckengeblieben ist. Dieser Anspruch entfällt jedoch, wenn die Errichtung für die übrigen Wohnungseigentümer unzumutbar ist.

Im vorliegenden Fall verlangte die Klägerin, dass die Gemeinschaft der Wohnungseigentümer die restlichen Abrissarbeiten und die Errichtung des neuen Gebäudes übernimmt. Das Landgericht hatte zunächst zugunsten der Klägerin entschieden, der BGH hob dieses Urteil jedoch auf und verwies die Sache zur neuen Verhandlung zurück. Das Landgericht muss nun prüfen, ob die Errichtung des Gemeinschaftseigentums für die übrigen Wohnungseigentümer zumutbar ist. Dabei sind Faktoren wie der Fertigstellungsgrad und die Kostensteigerungen zu berücksichtigen.

Kostensteigerungen von über 50 % des ursprünglich Kalkulierten sprechen regelmäßig für eine Unzumutbarkeit. Auch wirtschaftlich sinnvolle Alternativen, wie der Verkauf an einen Investor, sind zu prüfen. Der BGH betonte, dass das Landgericht eine umfassende Würdigung der Umstände des Einzelfalls vornehmen muss. So kann es bereits bei geringeren Kostensteigerungen zur Unzumutbarkeit kommen, wenn die Umstände dies rechtfertigen.

Weitere Voraussetzung ist, dass die Wohnungseigentümergemeinschaft entstanden ist, was beim Erwerb vom aufteilenden Bauträger vor Baubeginn nicht immer schon der Fall ist.

Die Entscheidung des BGH verdeutlicht, dass der Anspruch auf erstmalige Errichtung des Gemeinschaftseigentums durch den Grundsatz von Treu und Glauben begrenzt wird. Das Landgericht muss nun unter Berücksichtigung dieser Vorgaben eine neue Entscheidung treffen.

 

Autor

Dr. Cornelius Pfisterer

Rechtsanwalt und Notar, Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht

Weitere Beiträge

• 06. Januar 2025

Milieuschutz und Genehmigungskriterien

Es gelten landesweit einheitliche Kriterien, die sich im wesentlichen an der bisherigen Rechtsprechung orientieren, aber auch Aussagen zu bislang noch nicht abschließend
• 03. Januar 2025

BGH: Anspruch auf plangerechte Errichtung des Gemeinschaftseigentums bei steckengebliebenem Bau

Die Entscheidung des BGH verdeutlicht, dass der Anspruch auf erstmalige Errichtung des Gemeinschaftseigentums durch den Grundsatz von Treu und Glauben begrenzt wird.
• 04. Dezember 2024

Zur Geschäftsführung bei der GbR

Grundsätzlich ist Merkmal einer Personengesellschaft (OHG, KG, GbR) die Selbstorganschaft; Organfunktionen sind danach untrennbar mit der Gesellschafterstellung verbunden.
• 02. Dezember 2024

Milieuschutz

Nunmehr gelten landesweit einheitliche Kriterien, die sich im wesentlichen an der bisherigen Rechtsprechung orientieren, aber auch Aussagen zu bislang noch nicht abschließend
• 09. September 2024

Bau-Turbo

§ 246e BauGB bietet Bauherren die Möglichkeit, Wohnbauprojekte in einem Gebiet mit angespanntem Wohnungsmarkt schneller umzusetzen. Die Regelung erleichtert vor allem den Bau
• 29. August 2024

Baunutzungsplan

Das Gericht stellte u.a. klar, dass es für die erforderliche „Offenkundigkeit“ der Funktionslosigkeit nicht auf einen Durchschnittsbürger ankommt.
• 07. August 2024

Milieuschutz nur bei plausibler Verdrängungsgefahr

Der 10. Senat des OVG Berlin-Brandenburg hat die Erweiterung der Erhaltungsverordnung „Hornstraße“ um den Baublock 205 (u.a. Riehmers Hofgarten) für unwirksam erklärt.
• 16. Juli 2024

Konkludente Abnahme von Architektenleistungen

Wann kann der Architekt von einer Abnahme ausgehen?
• 23. Mai 2024

Milieuschutz: Erfolg beim OVG

Der 10. Senat des OVG Berlin-Brandenburg hat die Erweiterung der Erhaltungsverordnung „Hornstraße“ um den Baublock 205 (u.a. Riehmers Hofgarten) für unwirksam erklärt.
• 14. Mai 2024

Schwarzgeldabrede bei Grundstückskaufverträgen

• 24. April 2024

BVerwG urteilt über den Berliner Baunutzungsplan

Zur Frage, ob der Berliner Baunutzungsplan mit der Festsetzung einer GFZ von 1,5 noch Wirkung beanspruchen kann, gab es bislang divergierende Auffassungen
• 21. März 2024

Umwandlung nach § 250 BauGB: VG Berlin lehnt Genehmigung ab

Für den Ausnahmefall „Veräußerung an Mieter“ ist eine gesicherte Prognose erforderlich
• 21. März 2024

Bauvertrag: Vertragsstrafe unwirksam

Der Bundesgerichtshof hat mit Urteil vom 15. Februar 2024 eine weitere Grundsatzentscheidung zur Wirksamkeit von Vertragsstrafenklauseln gefällt.
• 07. März 2024

Teileigentum zu Wohnungseigentum: Umwandlung erleichtert

Nach der neuer AVA bedarf es keiner aus dem Aufteilungsplan ersichtlichen Mindestausstattung für die Abgeschlossenheit einer Wohnung im Sinne von § 3 Abs. 3 WEG.
• 22. Februar 2024

Klagebefugt ist (nur) die GdWE!

Keine Klagebefugnis, wenn es um rein grundstücksbezogene Abwehrrechte geht, die allein der Wohnungseigentümergemeinschaft zustehen.
Meldung • 20. Dezember 2023

Vorkaufsrecht und Abwendungsvereinbarung

OVG Berlin-Brandenburg bestätigt die Kündbarkeit von Abwendungsvereinbarungen
• 06. November 2023

Bebauungstiefe und Baunutzungsplan

Entscheidend ist die Frage, ob die Behörde für eine Ausnahme von der Bebauungstiefe die Zustimmung des Nachbareigentümers verlangen kann oder muss.
• 28. September 2023

update GbR

Ab 1. Januar 2024 wird für die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) ein Gesellschaftsregister eingeführt. Die GbR wird zur eGbR. Wenn die GbR eine Immobilie hat, bestehen